FSE Holger Gerken, Berlin und Brandenburg - Gutachter bei Wasserschaden, Feuchteschaden und Schäden durch Schimmel, Schimmelpilze und Schimmelpilzsporen

Ursachen: Weshalb Schimmel im Haus entsteht

Wer Schimmel in der Wohnung – im Bad, hinter Möbeln, im Keller – vermeiden will, muss richtig heizen und lüften. Die Ursachen und Zusammenhänge, warum sich in Innenräumen Schimmel bildet, sind in vielen Fällen wesentlich komplexer, als es in gängigen Broschüren dargestellt wird. Hier eine Erklärung der wesentlichen Faktoren, die zu einem Schimmelpilzbefall führen können.

Schimmelpilzwachstum

Zum Schimmelpilzwachstum ist ein erhöhter Feuchtegehalt auf oder in Bauteilen erforderlich.
Es gibt zwei grundlegende Kategorien, die zu einem Schimmelpilzbefall führen können:

  1. durch Wasserschäden aus Rohrleitungen oder durch defekte Bauteilabdichtungen. Die Ursache ist in den meisten Fällen eindeutig feststellbar.
  2. durch hygrothermische Schäden. Sie entstehen aus einer geringen Raumlufttemperatur, einer hohen Raumluftfeuchte und einer geringen Oberflächentemperatur. Sie zusammen bilden das Klima an der Bauteiloberfläche, welches ein Schimmelpilzwachstum ermöglicht.

Folgende physikalische Faktoren bestimmen das Klima an der Bauteil-Innenoberfläche

  • Außenlufttemperatur
  • Innenlufttemperatur und -feuchte
  • Oberflächentemperatur und -feuchte
  • Wärmedurchlasswiderstand des Bauteils
  • Wärmeübergangswiderstand durch z.B. Möbel
  • Konstruktive und geometrische Wärmebrücken
  • Feuchtegehalt des Baustoffs
  • Feuchteeintrag in den Raum
  • Raumvolumen
  • Luftwechsel

Folgende Faktoren beeinflussen maßgeblich das Wachstum von Schimmelpilzen

  • Schimmelpilzsporen
  • Nährboden
  • Licht
  • pH-Wert
  • Sauerstoffgehalt
  • Feuchtegehalt

Wie aus der Zusammenstellung der Einflussfaktoren ersichtlich ist, ist die Frage nach dem Grund für einen Schimmelpilzbefall nicht mit „Sie müssen ausreichend heizen und lüften“ zu beantworten.
Folgende Erläuterungen sollen helfen, die Zusammenhänge der Einflussfaktoren besser zu verstehen.

Hygrothermische Schäden: Feuchteschäden durch Wasserdampf (Oberflächenklima)

Für einen Schimmelpilzbefall ist das raumseitige Oberflächenklima ausschlaggebend. Ab einer relativen Oberflächenfeuchte von 80 % sind die klimatischen Bedingungen für Schimmelpilzwachstum erfüllt. Das Oberflächenklima setzt sich zusammen aus 1. der Oberflächentemperatur und 2. der Raumluftfeuchte.

1. Die Oberflächentemperatur (innen) wird durch folgende Faktoren bestimmt:

  • Außentemperatur
  • Raumlufttemperatur
  • Wärmeübergangswert (z.B. Möbel, Bilder, Vorhänge an Außenwänden)
  • Wärmedurchgangswiderstand der Bauteile mit ihren Wärmebrücken
  • Feuchtegehalt des Baustoffs

2. Die relative Oberflächenfeuchte wird durch folgende Faktoren bestimmt:

  • Oberflächentemperatur (siehe Punkt 1)
  • Raumluftfeuchte resultierend aus
    • dem Raumvolumen
    • der Feuchtezufuhr, z.B. Personen, Duschen, Kochen etc.
    • der Feuchteabfuhr (Luftwechsel)

Fazit: Die Frage nach dem ausreichenden Heizen und Lüften kann nur individuell beantwortet werden

Je besser ein Bauteil wärmegedämmt ist, umso wärmer ist die raumseitige Oberflächentemperatur und umso höher können die Oberflächenfeuchte und somit auch die Raumluftfeuchte sein, ohne dass die kritische Oberflächenfeuchte von 80 % überschritten wird.
Der Zyklus der Lüftungsvorgänge kann größer sein als der bei Bauteilen mit geringerer Wärmedämmung. Die Frage nach dem ausreichenden Heizen und Lüften ist somit nur individuell für jedes Objekt und für jede individuelle Nutzungsanforderung zu beantworten, da die Antwort von vielen Faktoren abhängt.
Für die Beantwortung der Frage nach dem ausreichenden „Heizen und Lüften“ ist ein Berechnungsprogramm erforderlich.

Wir nehmen für Sie Raumklimadatenerfassungen und Bauteiluntersuchungen vor, damit Sie einem Feuchte-Schimmelpilzschaden vorbeugen oder ihn dauerhaft beseitigen können.

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Oberflächentemperatur

Je niedriger die Außentemperatur ist, desto geringer ist auch die raumseitige Oberflächentemperatur. Dem Bauteil wird mehr Energie entzogen.
Je niedriger die Raumlufttemperatur ist, desto geringer ist die raumseitige Oberflächentemperatur. Dem Bauteil wird weniger Energie zugeführt.
Damit die Raumluft, die raumseitige Oberfläche erwärmen kann, benötigt sie einen freien Zugang zum Bauteil. Wird dieser Zugang durch z.B. Möbel, Vorhänge, Bilder etc. behindert, sinkt die raumseitige Oberflächentemperatur.
Je geringer die Wärmedämmeigenschaft eines Bauteils ist, desto stärker sinkt die raumseitige Oberflächentemperatur. Dem Energieverlust wird weniger Widerstand entgegengesetzt.
Je feuchter ein Baustoff ist, desto besser leitet er die Wärme. Dem Bauteil wird mehr und schneller Energie entzogen und die raumseitige Oberflächentemperatur sinkt.

Relative Oberflächenfeuchte

Warme Luft kann, aufgrund des höheren Energiegehaltes, mehr Feuchte in Form von Wasserdampf aufnehmen als kühlere Luft. Ein Kubikmeter

ursachen-schimmelpilze-berlin-brandenburg Messung Luftfeuchtigkeit u. Raumlufttemperatur

20°C warme Luft kann maximal 17,3 g Wasserdampf aufnehmen (Sättigungsfeuchte). Bei einer Temperatur von 10°C kann ein Kubikmeter Luft nur noch maximal 9,3 g Wasserdampf aufnehmen.

Trifft also eine warme und feuchte Luft auf eine kühle Oberfläche, steigt die relative Feuchte an der Oberfläche an. Bei Überschreitung der maximalen Aufnahmefähigkeit (Sättigungsfeuchte) fällt so genanntes Tauwasser an der Oberfläche aus. Im vorgenannten Beispiel würden 8,0 g Wasser an einem Quadratmeter des Bauteils ausfallen.
Die Oberflächentemperatur gibt der Luft an der Bauteiloberfläche die maximal aufnehmbare Feuchtemenge (Sättigungsfeuchte 100%) vor. Hiervon dürfen jedoch 80 % nicht überschritten werden, da bei einer Überschreitung Schimmelpilzwachstum möglich ist.
Je niedriger die Innenoberfläche eines Bauteils, wie z.B. der Wand, ist, umso geringer ist die maximal zulässige Raumluftfeuchte.

Feuchtezufuhr / Luftwechselrate

Die Höhe der Raumluftfeuchte wird durch die Feuchtezufuhr (Personen, Duschen, Kochen etc.) bestimmt. Die der Raumluft zugeführte Feuchtigkeit muss durch Lüftung entfernt werden.
Wie viel Luft ausgetauscht werden muss, um die maximal zulässige Raumluftfeuchte nicht zu überschreiten, hängt von folgenden Faktoren ab:

  • der Oberflächentemperatur des Bauteils (sie gibt die maximal zulässige Raumluftfeuchte vor)
  • der Menge der produzierten Feuchte in Form von Wasserdampf
  • dem Raumvolumen, in dem sich der Wasserdampf verteilen kann
  • dem Feuchtegehalt der Außenluft, die zum „Trocknen“ der Raumluft zur Verfügung steht